Die Tage werden kürzer, aber die Nächte umso gemütlicher.
Silvestermärchen von der Wunderkerzennacht – Auch die Sterne verabschieden sich vom alten Jahr
„Nanu? Was ist auf der Erde los?“
Neugierig starrte der kleine Stern von seinem Himmelsplatz hinab auf die Obstwiese hinter Bauer Schmittkes Hof. Die war tief verschneit und funkelte.
„Was ist das für ein Funkeln im Schnee? Seltsam ist das. Sehr seltsam. Diese Nacht sieht aus, als sei sie eine frostig kalte Nacht. Und weiter scheint mir, als hätten sich dort unten einige meiner Sternenkollegen getroffen. Ja, wenn ich es mir genau überlege, ist das genau so. Sie feiern ein Fest und ich bin nicht dabei. Oh! Warum wollen sie mich nicht dabei haben?“
Beinahe hätte er ein paar Tränen verdrückt, doch dann siegte die Neugier. Wer war es, der dort unten so funkelhell feierte?
„Die Menschen sind’s nicht. Die schlafen längst“, murmelte er. „Da! Jetzt malen sie Sterne in den Schnee. Das will ich sehen.“
Und weil der kleine Stern ein neugieriger kleiner Stern war, ließ er sich wieder einmal zur Erde fallen und landete mitten im hellen Sternchengefunkel auf Bauer Schmittkes Wiese.
Schön war das! Sternchenschön.
Der kleine Stern freute sich.
„Oh, ein Fest!“, rief er. „Ihr feiert ein Fest!“
Die kleinen Milchstraßensternchen waren es, die auf der Wiese tanzten. Sie glitzerten und funkelten miteinander um die Wette, tanzten, lachten und malten Funkelsternchen in den Schnee. Sternchen für Sternchen für Sternchen.
Sie freuten sich, als sie den kleinen Stern sahen.
„Die Kinder haben uns gerufen“, erzählten sie ihm. „Ein Abschiedsfest haben sie gefeiert mit Laternen und Fackeln und strahlenden Flimmerlichtern, die sie Wunderkerzen nennen. Viele Glitzersternebilder haben sie mit ihren hellen Feuerfunken in den Schnee gemalt. ‚Wir sagen heute „Tschüs“ zum alten Jahr! Feiert mit uns, ihr kleinen Sternchen!‘, haben sie gesagt. ‚Singt und spielt und tanzt mit uns und malt Sternenbilder in den Schnee!’ Und so sind wir gekommen und haben mit ihnen gefeiert. Das war so schön, dass wir noch immer kein Ende finden können, obwohl die Kinder längst schlafen.“
Die Milchstraßensternchen lachten den kleinen Stern an.
„Komm, feiere noch ein bisschen mit uns, kleiner Stern! Lasst auch uns das alte Jahr verabschieden.“
„Und das neue begrüßen“, rief der kleine Stern. „Oh, was für ein Spaß!“
Und ein Spaß war es auch in dieser Nacht. Sie feierten und feierten, bis die Morgendämmerung das Dunkel der Nacht in einen hellen Umhang hüllte, der die fröhlichen Sterne unsichtbar machte.
Spitze die Ohren, wenn du früh am Neujahrstag draußen unterwegs bist. Vielleicht hörst du sie ja hier und da noch, die feiernden Sternenkinder?
© Elke Bräunling