Evil-Radio | 21. Türchen

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# Bis Heiligabend


In der Kälte draußen wärmen uns die Gedanken an die gemütliche Wärme zu Hause.



So duftet der Winter im Advent

Wintergeschichte zum Schnuppern für Kinder – Viele Düfte bringt der Winter mit, besonders im Advent

„Der Winter ist schon da“, sagte Großtante Luise. „In meinem Kopf.“

„In deinem Kopf?“ Pia wunderte sich. Wie konnte sich der Winter in Köpfe schleichen? „An den Winter mag ich jetzt noch nicht denken.“

„Solltest du aber. Er kommt schneller als du denkst. Ich kann ihn schon riechen.“

Pia überlegte. Es roch wie immer in letzter Zeit. Nach welken Blättern, Sonnenschein, Erde, Astern, Kastanien, Nüssen, Blätterrascheln, frischem Holunderbeersaft und Kürbisschnitzen, nach Hagebuttentee, Traubenmost, Kürbissuppe und Apfelkuchen, manchmal auch nach Laternen, Nebel und Geisterspuk. Nach Herbst eben.

„Ich rieche den Herbst und manchmal auch ein bisschen den Sommer noch“, sagte sie. „Wie duftet dein Winter, Tante Luise?“

„Hm!“ Die Großtante sog prüfend die Luft ein. „Zimt!“, antwortete sie. „Ich rieche Zimt überall seit ein paar Tagen. Vanille auch. Und Kardamon.“

„Das sind die Kerzen“, sagte Pia. Sie deutete auf die Duftkerzen. „Bei dir riecht es immer nach Kerzen.“

„Stimmt.“ Die Großtante lächelte. „Kerzen gehören zu jedem Tag im Jahr. Aber das meine ich nicht, wenn ich glaube, den Winter zu riechen. Schnuppere doch mal! Ich rieche nicht nur süße Gewürze, sondern auch Kuschelnachmittage am Kamin, Geschichten, die erzählt werden wollen, Geheimnisse, Weihnachtsbasteleien und heiße Schokolade.“

Sie schloss die Augen und schnupperte.

Pia schnupperte auch. „Lebkuchen!“, sagte sie plötzlich. „Ich rieche Lebkuchen, Bratäpfel, Pflaumenmus, Butterplätzchen und Honigtee. Dazu buntes Geschenkpapier, Weihnachtslieder und Marzipankartoffeln. Ja, und Hühnerfrikassee mit Bratkartoffeln, Möhren und dicker, weißer Soße. Hm! Darauf hätte ich jetzt großen Appetit.“

Großtante Luise nickte. „Was für feine Düfte! Ich rieche aber auch Eis.“

„Vanilleeis?“

„Nein. Eis, das draußen die Pfützen, Seen und Fensterscheiben bedeckt. Es duftet nach ersten Schneeflocken im Gesicht, knirschendem Schnee und Schneemannbauen. Ja, dieser Duft kriecht gerade durch meine Winternase.“

Pia verzog das Gesicht. „Kälte mag ich nicht haben.“ Sie sog die Luft ein. „Ich möchte Tannenzweige riechen, die in einem Kaminfeuer brennen, und Adventskränze, Strohsterne und Weihnachtsplätzchen. So duftet der Winter und auch der Advent.“ Pia stutzte, dann grinste sie. „Heiße Schokolade rieche ich aber auch. Wie du. Ganz nah ist er, dieser Duft. Riech doch mal, Tante Luise!“

Die Großtante lachte und erhob sich. „Ich habe verstanden, Verehrteste. Lass uns in die Küche gehen, heiße Schokolade kochen und das Ende des Herbstes, der noch nicht Winter sein will, feiern! Und dazu gibt es …“

„Lebkuchen!“, sagte Pia schnell. „Oh, wie toll er doch duftet, der Winter!“

© Elke Bräunling

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